Mittwoch, 20. Februar 2013

Wer die Freiheit zu verteidigen versucht und über die "Bildungsrepublik" diskutiert

Einen Abschluss dieses Blogs bildet das soeben im Verlag Klemm+Oelschläger erschienene Buch 

Versuche zur Verteidigung der Freiheit. Diskussionen zur
Schulkritik hat - besonders in Deutschland - Tradition. Allein was folgt der Kritik: Andere Schulen? Häuslicher Unterricht? Freie Bildung?

Dieses wichtige Dokument vereint zweierlei: die stets sehr engagierten, teilweise unvereinbaren Stellungnahmen, die ein Kongress auslöste; und die Klärung dessen, was nach der Befreiung aus dem deutschen Schulzwang die Freiheit bedeuten könnte, Bildung zu gestalten.

Ist das Recht, frei sich zu bilden, im Grunde kein Recht auf Freiheit?

Der rote Faden dieser spannenden Publikation ist eben das vielseitige Ringen um eben diese Freiheit. 

Nach der Lektüre der knapp 140 Seiten, die neben den vielfältigen Blog-Beiträgen und Kommentaren weitere Anmerkungen und Rückmeldungen sowie ein Vorwort und einen Epi(dia)log enthalten, wird sich manch geneigte Leserin/manch geneigter Leser sicher eingeladen fühlen, mit anderen in einen Dialog zu treten und eine konstruktive Reflektion fortzuführen. Dies würden wir, die Herausgeber, uns zumindest sehr wünschen. Dafür wird es eine neue Plattform geben, genauer: einen neuen Blog


Wer das Buch erwerben möchte (welches als preisgünstiges Buch eine möglichst breite Leserschaft ansprechen soll) kann es bestellen beim Verlag oder bei den Herausgebern, die es gerne portofrei und auf Wunsch mit Widmung/Autogramm versehen persönlich versenden (hierzu Mail an franziska.klinkigt@gmx.de oder contact@bertrandstern.com).

Wir danken allen, die an diesem Blog mitgewirkt haben, freuen uns sehr auf den bevorstehenden Dialog und verbleiben mit ganz freundlichen Grüßen

Franziska Klinkigt und Bertrand Stern



Leserbrief:
Lieber Herr Stern,
das Buch ist schon letzten Samstag angekommen, und ich habe es gleich und in einem Rutsch durchgelesen, bis 2.00 Uhr morgens, ohne müde zu werden, was mir leider nur noch sehr selten und mit wenigen Büchern passiert. Vielen Dank dafür! Es wäre schon ein großer Verlust gewesen, diese Texte nicht in gedruckter Form vorliegen zu haben, ich jedenfalls hätte sie bestimmt nicht so intensiv aufgenommen. Ziemlich erschüttert war ich über die Äußerungen von Dagmar Neubronner. Als ich ihr "Freilerner" Buch gelesen habe, hatte ich nicht den Eindruck, dass es ihr um die"Lufthoheit im Kinderzimmer" ging. Daraufhin habe ich mir des Buch nochmal angeschaut, fand ihre Position zwar zwiespältiger, als ich sie beim ersten Lesen wahrgenommen hatte, aber doch eine nachvollziehbare Entwicklung zu einer im Großen und Ganzen positiven und ihre Söhne unterstützenden Haltung. Wie kommt es, dass sie so einknickt? (Abgesehen davon sind natürlich die Bücher von Olivier Keller und Alan Thomas viel interessanter...).
Herzliche Grüße, R. K.

Samstag, 29. Dezember 2012

...denn wir wissen, was wir tun...

Halleluja, die GHEC ist vorbei! Welche Erinnerung mag geweckt werden, wenn sie im Nachhinein erwähnt wird? Nun, manche Menschen werden sie bereits im Vorfeld als Hoffnungsträger behalten; andere werden sich an den großen Wirbel erinnern, an den diese Initiative gebunden war. Ohne dies zu beurteilen zu haben, will ich als kritischer Beobachter der GHEC und auf der Grundlage meiner gewonnenen Erfahrungen im Nachhinein einige Anmerkungen anbringen. Mir scheint, daß nicht allein die offene Frage berührt wird: was soll und kann nun in Deutschland geschehen im Zusammenhang mit dem selbstverständlichen Recht der Person, frei sich zu bilden? Ich denke, daß über die ethische Fragestellung hinaus auch die Wesenheit dieses Blogs erörtert werden darf!

Vorab: Weder fühle ich mich dazu berufen noch sehe ich mandatiert, die Autorinnen und Autoren der Beiträge dieses Blogs zu vertreten, gar zu verteidigen. Aus meiner langjährigen Erfahrung will ich aber das Besondere, ja die Ausnahmeerscheinung dieser Plattform hervorheben, auf welcher kritische Analysen und Ausführungen publiziert wurden, die ansonsten kaum thematisiert werden: Ist es nicht bedauerlich, wie oft in einer schnellebigen Welt soviel schlicht nur deshalb unhinterfragt hingenommen wird, weil es auf Anhieb nett „klingt“? Gewiß handelt es sich bei den zwischengenerationellen Beziehungen und insbesondere bei den spannungsreichen Problemen der – sowohl staatlichen wie familiär aufgezwungenen – Beschulung um einen hochsensiblen Bereich! Ob nun die hier vorgebrachten Ausführungen, so manche Positionen und viele Antworten wirklich (und wirkend!) für Klarheit zu sorgen vermochten? Oder kann es sein, daß trotz der hier gebotenen größten Vorsicht die Ausführungen im Gegenteil zu einer Verunsicherung führten? Kurz: ob sich jemand angeregt und angesprochen gefühlt – oder sich eher aufgeregt hat, ist eine Frage, die jeder Mensch für sich beantworten möge, wobei eben diese Antwort folgenreich ist!

Sonntag, 2. Dezember 2012

Und jedem Ende wohnt der Zauber eines möglichen Anfangs inne

In der Info-Rundmail des „Netzwerk Bildungsfreiheit“ kurz nach der GHEC ermutigt Jörg Großelümern alle, die „sich konstruktiv in den weiteren Prozess für Bildungsfreiheit einbringen wollen“, sich bei ihm zu melden. Er fügt hinzu: „Entscheidend ist nicht was Sie/Ihr politisch, weltanschaulich, pädagogisch sonst so denkt und vertretet, sondern der Konsens, dass die Eltern und nicht der Staat das letzte Wort bei Bildung und Erziehung der Kinder haben soll. Natürlich sollte jeder, der mitmachen möchte, die Toleranz mitbringen, die er/sie für sich selbst auch erwartet.“

Ich hoffe, mit meiner Reflektion darzustellen, dass dieser Einladung eine inhaltliche Unwahrheit innewohnt: Ist nicht die politische, weltanschauliche, pädagogische Sichtweise selbstverständlich entscheidend? Beruht der gewünschte Konsens denn nicht auf der unwidersprüchlichen Ansicht, derzufolge der junge Mensch als Objekt betrachtet wird – ein Objekt, das es zu erziehen gilt und über dessen Bildung jemand anders zu entscheiden hat? Kann man es anders als „weltanschaulich“ nennen, dass Menschen aufgrund ihres Alters bzw. ihrer Jugend und eines damit verbundenen Status‘ als „minderjähriges Kind“ es nicht wert sein sollen, dass man ihre Rechte vertritt – und eben nicht die Rechte derjenigen, die für sie entscheiden oder gar über sie bestimmen wollen? Und warum soll überdies die pädagogische Sichtweise unwichtig sein? Ist es etwa nicht von Bedeutung, dass gewisse pädagogische Maßnahmen auch dann die Würde des Kindes verletzen und der freien Entfaltung seiner Persönlichkeit mehr ab- als zuträglich sind, wenn Eltern und nicht der Staat diese anwenden?

Mittwoch, 19. September 2012

Einleitende Worte an die Leser


Liebe Leserinnen und Leser,

die Idee zu diesem nachdenklichen Blog entstand, nachdem ich mich auf der Homepage der Global Home Education Conference 2012 über das Thema der Konferenz informiert hatte. Aus einer gewissen Erschütterung und meinen Bedenken heraus verfasste ich spontan einen offenen Brief an Dagmar Neubronner, welcher nun einen Teil einer kritischen, nachdenklich stimmenden und vor allem auch informativen Auseinandersetzung mit dem Thema GHEC 2012 darstellen soll.

Die Konferenz weckt bei vielen Menschen Erwartungen oder Hoffnungen. Einige werden sich vielleicht fragen, wieso ein solch "großes, wichtiges Ereignis" kritisiert oder gar - wie von mancher Seite vorgeschlagen - boykottiert werden soll. Schließlich sollen in diesem Rahmen Bildungspioniere, internationale Wissenschaftler, Juristen und politische Entscheidungsträger zusammenkommen und sich auf hohem Niveau dem Thema widmen - ja welchem Thema eigentlich genau? Die Begriffe "Bildung zu Hause", "häusliche Bildung", "Homeschooling", "Freilernen", "häusliches Lernen", "freies Lernen" oder "Bildungsfreiheit" werden wie Synonyme um sich geworfen, als ob es keine Rolle spiele, was jeder nun genau darunter versteht oder welche Motive oder Philosophien dem jeweiligen Ansinnen zugrunde liegen. Der Wunsch nach Veränderung (und sicher bei vielen Menschen eine gewisse Not) ist - verständlicherweise! - so groß, dass jedem großen Ereignis dankbar und hoffnungvoll als große Chance entgegengesehen wird. Spielt es dabei vielleicht auch keine Rolle, wer dieses Ereignis organisiert oder als Sponsor unterstützt? Wichtig sei doch, dass alle an einem Strang ziehen, sich zusammenraufen, gemeinsam aufwarten, als Einheit auftreten - denn nur so lässt sich etwas bewirken! Was eigentlich? Ein "Umdenken" in der Bevölkerung? Ein Überzeugen der politischen Entscheidungsträger?